Neurogenes Zittern – „Ich schüttel alles ab“

Das erste Mal bin ich mit dem körperlichen Phänomen „Neurogenes Zittern“ bei einer Fortbildung von David Berceli „Körperübungen für die Traumaheilung“ in Kontakt gekommen. David Berceli hat eine Reihe von Übungen entwickelt, die das natürliche Zittern des Körpers aktivieren können. Aber was ist das überhaupt und wofür ist das gut?

 

Was ist Neurogenes Zittern?

Das neurogene Zittern ist eine angeborene Körperreaktion auf Anspannung oder Stress. Nach einem Unfall oder einem anderen traumatischen Ereignis kann es sein, dass der Körper stark anfängt zu zittern. Vor dem Einschlafen zuckt manchmal unser Fuß oder der Arm, so wird der Körper kleinere Anspannungen vor dem Einschlafen los. Bei Tieren können wir diese Reaktion noch viel öfter beobachten. Angenommen ein Reh wird im Wald von einem Hund gejagt, dann kann es gut sein, dass es im Anschluss stark anfängt zu zittern. Eine starke Körperspannung wird also vom Körper losgelassen.

 

Was bewirkt das Neurogene Zittern?

Der Sinn des Zitterns ist wie oben beschrieben, der Abbau der Spannung im Körper. Die Spannung wird nicht mehr benötigt wenn die Gefahr oder der Stress vorbei ist und kann „abgelassen“ werde. Verbleibt die Spannung im Körper, kann es zu Verspannungen im Rücken, Kopf, Nacken oder zu Blockaden kommen, die den Körper fest werden lassen. Bei Traumata spricht man im Extremfall von dem sogenannten „Körperpanzer“. Bei Tieren z.B. wäre es nicht ökonomisch wenn die Muskelspannung bleiben würde, der Energieaufwand ist zu hoch und die Flexibilität würde leiden. Verspannte Tiere in der Wildnis gibt es nicht.

 

Wie kann es uns nützen?

Als ich die Fortbildung damals bei David Berceli gemacht habe, war ich überrascht wie stark mein Körper auf die Übungen reagierte. Wie verspannt einige Körperpartien waren, hatte ich damals nicht bemerkt. Im Anschluss war mein Körper deutlich entspannter und auch mental fühlte ich mich ruhiger. Die Spannung im Körper hat meiner Erfahrung nach eine unmittelbare Auswirkung auf die Psyche. Ein Patient von mir macht die Übungsreihe regelmäßig und schildert, dass sich langjährige oder auch akute Verspannungen Schritt für Schritt lösen. Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus kann ich sagen, dass sich auch Gefühle bei mir, welche in den Verspannungen festgehalten waren, beim Zittern stückweise gelöst haben. Je nachdem wie stark diese Gefühle sind, kann es gut sein die Übungen mit einem Partner oder Therapeuten zu machen. Die Emotionen können dann besser aufgefangen und weiter angeschaut werden. Bei manchen Menschen löst das Zittern auch eine Verunsicherung aus, wenn sie es das erste Mal bewusst erleben. Der Körper zeigt eine Reaktion, die uns fremd geworden ist. Auch an dieser Stelle ist eine zweite anwesende Person oft hilfreich.

Die Techniken sind mittlerweile unter dem Begriff TRE von David Berceli zertifiziert. Es gibt auch eine App, welche die Übungen beschreibt und anschaulich erklärt. Auf der Website werden die Körperübungen als Entspannungsübungen beschrieben.

Entscheiden Sie selbst wie hilfreich diese Übungen für Sie sind wenn Sie diese ausprobieren. Ich für meinen Teil wende sie unterstützend in den Therapie Sitzungen an. Für einige Patienten sind sie ein hilfreiches Tool, welches sie zu Hause anwenden können.

Herzlichst ihre Andrea Götte