Das Wortspiel „Erfolgreich scheitern“ höre ich des Öfteren in meinem Umfeld, sozialen Medien und lese es in Artikeln. Es gibt sogar einen Verein, der sich so ähnlich nennt.
Eine persönliche Geschichte
An einem Abend sagte mein Mann zu mir : „Du kannst 10 Mal scheitern, aber beim elften Mal klappt es dann. Bei der Energie die du in deine Arbeit gesteckt hast! Irgendwo muss diese Energie ja hin!“ Wow, dieser Satz hat mich aufmerken lassen und natürlich auch gefreut. Ich hatte ihm nämlich kurz vorher erzählt, dass ich jetzt so viele Patienten habe wie noch zu keinem anderen Zeitpunkt. Wenn die Zahl weiter steige, würde ich eine Warteliste erstellen.
Und es stimmt was er gesagt hat, ich bin vielleicht nicht 10 Mal gescheitert, aber der Weg in die Selbstständigkeit war doch zeitweise holprig. Mein erster Praxisraum war sehr klein, so dass ich die Tür nicht mehr auf bekam wenn ich die Matratze für die Körperarbeit ausgelegt hatte. Das war nicht weiter schlimm, nur etwas unpraktisch. Ich war dankbar für relativ wenig Geld einen Raum in der Innenstadt von Dortmund mieten zu können. Die Praxis frisch eröffnet kam „Corona“. Mit Körpertherapie stand ich da nicht gerade an erster Stelle wenn jemand Psychotherapie machen wollte. Körperkontakt und Nähe waren schließlich ein heikles Thema. Also musste ich mir überlegen wie ich mein Verfahren anpassen und „Corona konform“ praktizieren konnte. Die Website hatte ich selber erstellt mit Hilfe eines guten Bekannten, der vor allem die technischen Dinge übernommen hatte. In der Anfangszeit kam es mehrmals vor, dass der Termin für ein Vorgespräch ausgemacht wurde, ich in die Praxis gefahren bin (20km!) und…. nichts. Kein Mensch kam. Ich hatte also schon einiges an Energie investiert, aber noch kein Geld verdient. Dann kamen die Leute zwar zum Vorgespräch, erschienen allerdings nicht ein zweites Mal. Ein paar Patienten blieben, allerdings war ich verunsichert und fragte mich nach jeder Sitzung ob ich alles „richtig“ gemacht hätte. Schließlich wechselte ich die Praxisräume mit mehr Nähe zu unserem Wohnort. Eine neue Stadt, eine neue Anlaufphase. Ein paar Patienten kamen, es hielt sich allerdings stetig bei einer kleinen Anzahl. Die meisten Anfragen waren für Kassenplätze, die ich nicht bedienen konnte. In den Sommermonaten war dann eine totale Flaute und ich kam ins Grübeln ob das nun wirklich der richtige Job oder gar die Berufung für mich sei. Irgendwann beschloss ich dann noch einen Versuch zu starten.
Ganz oder gar nicht!
Jetzt ganz oder gar nicht! Ich erkundigte mich in sozialen Netzwerken wie andere ihr Business aufbauen und stieß auf eine Seite bei Facebook für Heilpraktiker für Psychotherapie von Claudia Hönig. Dort war mir schnell klar, dass ich ohne ein anderes Marketing wahrscheinlich auf keinen grünen Zweig käme. Ich buchte bei ihr ein kostenloses Seminar, um mich zu informieren und war begeistert. Der Preis für den Neuaufbau meiner Webseite und von mir selbst war finanziell gesehen hoch, jedoch hatte ich ein gutes Gefühl. Irgendwie war da eine Gewissheit, dass sich das alles lohnen würde. Mit viel Zeit und Geduld schrieben Claudia und ich an der neuen Website und ich überlegte mir von Grund auf was ich wirklich in meiner Arbeit wollte. Diese Zeit war sehr wertvoll. Ich habe einen großen Teil meiner Energie darauf gerichtet, Texte zu schreiben, in denen meine Arbeit und Motivation zum Ausdruck kam. Es war uns immer wichtig, dass die Patienten kommen, die auch zu mir passen. Und dafür musst ich eine Klarheit entwickeln, für welche Bereiche ich meine therapeutischen Fähigkeiten anbieten wollte.
Klarheit
Das bedeutete mir klar zu werden, was ich kann und wozu ich Lust habe. Was für Menschen mit welchen Symptomen und Wünschen möchte ich begleiten in der Therapie? Bisher hatte ich gedacht „Hauptsache jemand kommt“, das führte jedoch das eine oder andere Mal dazu, dass meine therapeutischen Methoden, meine Art und die Wünsche der Patienten nicht zueinander passten. Vielleicht war es auch die Wellenlänge, die nicht klar eingestellt war. Wie bei einem Radio, wenn der Sender nicht in die richtige Frequenz eingestellt wird, ist der Empfang gestört. Das lag dann aber daran, dass ich nicht klar war mit dem was ich ausgesandt und auf meiner alten Website formuliert hatte. Jetzt bin ich klar in dem was ich machen und wie ich es vermitteln möchte. Die Patienten, die jetzt zu mir kommen, bleiben und finden in Vielem die Unterstützung, die sie sich erhofft hatten. So ist es für beide Seiten natürlich deutlich befriedigender. Es gibt viele Heilpraktiker(innen) für Psychotherapie und viele Patienten und Patientinnen. So kann jeder Patient den Menschen und die Methode finden, die zu ihm passt.
Hätte ich die Zeit vorher nicht so viel ausprobiert und gemerkt, dass es NICHT funktioniert, dann wäre ich auch nicht zu der jetzigen Klarheit gekommen. Aus meiner Sicht ist es wichtig zu analysieren und nachzuspüren was einer Veränderung bedarf. Was kann ich schon und wo muss ich meine Kompetenzen erweitern. Und wenn ich kein Profi bin in Sachen Marketing, dann macht es durchaus Sinn, Unterstützung zu suchen. Alles müssen wir schließlich nicht alleine machen. Schließlich predige ich das ja auch meinen Patienten ;-).
Herzlichst Ihre Andrea Götte