Davon hab ich noch ein Trauma! – Was heißt das überhaupt „Trauma“?

Der Begriff Trauma begegnet mir in meiner Praxis sehr oft. Doch auch im Alltag wird dieses Wort manchmal etwas scherzhaft benutzt “ Da bekomm ich noch ein Trauma von“, ist beispielsweise so ein Satz.
Hab ich denn ein Trauma wenn ich das Gefühl habe traumatisiert zu sein oder welche Kriterien müssen erfüllt sein?
Es ist irgendwie beides würde ich sagen. Der persönliche Leidensdruck spielt eine Rolle und bestimmte Kriterien gehören zum Trauma Begriff.

 

Was ist ein Trauma?

Laut Definition ist ein Trauma ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die von der betroffenen Person nicht bewältigt und bearbeitet werden kann. Das Wort kommt ursprünglich aus dem Griechischen und bedeutet „Wunde“. Traumatische Ereignisse können vielfältig sein. Unfälle, Naturkatastrophen und Kriege sind Ereignisse, die mit einer akuten Bedrohung für Leib und Leben einhergehen können. Es gibt aber auch Situationen, in welchen die Betroffenen in erster Linie psychisch traumatisiert sind. Patienten kommen zu mir in die Praxis, die beispielsweise als Kind mit ansehen mussten, wie die Mutter vom Vater geschlagen wurde. Schwere Verlusterfahrungen oder Vernachlässigung im Kindesalter gehören auch dazu. Traumatisierungen können auch über Generationen weitergegeben werden. Wenn die Mutter aufgrund einer Vergewaltigung traumatisiert ist und dieses nicht aufgearbeitet wurde, kann die Tochter oder der Sohn diese Empfindungen als kleines Kind aufnehmen und als die eigenen erleben. Die Kriegstraumatisierungen sind auch solche weitergegebenen Traumata und mittlerweile auch intensiv untersucht. Ob körperlich, psychisch oder beides, ein Trauma hinterlässt eine seelische Wund, die Zeit zum Heilen braucht.

 

 

Folgen von Traumata

Eine häufige Folge von Traumata ist die sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS genannt. Es können aber auch Depressionen oder Ängste auftreten. Psychosomatische Symptome wie Kopf-, Rücken- oder Magen-Darm Beschwerden sind auch möglich als Reaktion.
Es gibt die sogenannten „Trigger“ im Zusammenhang mit Traumata. Ein Trigger ist ein Reiz, der das traumatische Geschehen beim Betroffenen wieder akut in Erinnerung bringt. Eine Patientin von mir kam regelmäßig aufgrund einer Depression zu den Sitzungen und ihr Zustand war nach einiger Zeit stabil. Dann kam es zu einer ganz normalen Situation in ihrem Alltag, in welcher eine Türklingel ein traumatisches Erlebnis wieder aktivierte und ihr emotionaler Zustand sich verschlechterte. Die Traumatisierung war zuvor noch kein Thema gewesen in der Therapie, da sie diese verdrängt hatte. Durch den „Trigger“ Türklingel konnten wir uns dann der eigentlichen Ursache der Depression widmen.

 

Flash Back

Wenn das traumatische Ereignis unkontrolliert wieder erlebt wird, z.B. anhand von Bildern, Körperempfindungen oder Gerüchen nennt man dies „Flash back.“ Dieses Wiedererleben erfolgt automatisch und kann nicht beeinflusst werden. Manchmal werden diese Bilder auch in Albträumen aktiv.

 

Vermeidung

Vermeidung ist ebenfalls eine mögliche Folge. Gedanken an das belastende Ereignis, Gefühle oder Orte, die an die Situation erinnern, werden vermieden. Die Betroffenen haben so das Gefühl, mehr Kontrolle über ihr Gefühlsleben zu bekommen und sich vor einer Überflutung der Gefühle zu schützen.

 

Gefühlstaubheit

Ein Gefühl der Abgestumpftheit kann ebenfalls auftreten, so als ob alle Gefühle nur noch gedämpft oder gar nicht wahrgenommen werden. Auf der anderen Seite kann dann wieder eine plötzliche Unruhe auftreten wenn das Ereignis erinnert wird. Ein Entfremdungsgefühl von sich selbst (Dissoziation) ist auch ein mögliches Symptom. Die Betroffenen erleben sich und ihre Umwelt wie aus einer Beobachter Position.

 

Übererregung

Die starken unterdrückten oder überquellenden Gefühle können auch eine Überreizung hervorrufen. Der ganze Körper ist in Allarmbereitschaft und auf der Hut, dass jederzeit irgendetwas passieren könnte. Starke Nervosität, Gereiztheit, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schlafstörungen können die Folge sein.

 

Körperpanzer

Dies ist ein Begriff aus der Körpertherapie und beschreibt, dass sich der Körper an bestimmten Stellen fest und hart macht. Er ist nicht mehr durchlässig für Impulse von außen, aber auch was innen ist, kann nicht mehr hinaus. Der Fluss im Körper und mit der Umwelt ist gestört. Die Atmung ist oft stark betroffen und sehr flach. Es wird nur noch in die Brust geatmet. Emotionen bleiben im Körper stecken wenn wir ihnen keinen Raum geben. Bei einem Trauma gibt es keine Möglichkeit die Emotionen fließen zu lassen und dann bleiben sie eventuell im Körper und verursachen Blockaden. Der Körper macht dies, damit die Gefühle nicht gefühlt werden müssen. Es ist also ein Schutz. Allerdings führt dies auch dazu, dass wir insgesamt weniger durchlässig sind für Empfindungen. Auch für die Schönen.

 

Was kann ich tun wenn ich mit den Folgen von Traumata kämpfe?

Ein Trauma und die Folgen folgen davon können das Leben und die Lebensqualität stark beeinflussen. Gerade wenn die Traumatisierungen im Kindesalter erfahren wurden erlebe ich es oft, dass die Ereignisse heruntergespielt werden. Die Angst nicht ernst genommen zu werden spielt eine große Rolle bei Betroffenen. Ebenso sich anderen anzuvertrauen und den ersten Schritt zu gehen, sich Hilfe zu holen ist auch eine Hürde.  Im Hinterkopf haben viele den Satz, dass ja vielleicht doch nicht alles „so schlimm“ ist und man brauche sich ja nicht so anzustellen.
Das Trauma kennzeichnet, dass uns die Bewältigungsstrategien fehlen damit umzugehen. Die Strategien fehlen, weil das Ereignis einfach zu schrecklich war oder unsere Bezugspersonen auch nicht in der Lage waren uns zu helfen, mit diesen Emotionen umzugehen. Oft waren diese selbst traumatisiert. In meiner Praxis arbeite ich mit Patienten, die unter den Folgen von Traumatisierungen leiden. Die Körpertherapie bietet die Möglichkeit wieder mit dem Körpergefühl und der Durchlässigkeit in Kontakt zu kommen. Die Arbeit mit dem Inneren Kind kann uns wieder in Kontakt mit unseren Bedürfnissen bringen, die meiner Erfahrung nach bei Traumatisierungen zu kurz gekommen sind. Auch die schamanischen Techniken können Halt und Erdung vermitteln.

Ich freue mich wenn sie mehr Erfahren möchten und über meine Website einen Online Termin für ein kostenloses, telefonisches Erstgespräch vereinbaren.

 

Herzliche Grüße Andrea Götte