Wer hat sich das nicht schon gefragt? Die Tage werden kürzer und die Zeit, in der wir bei Tageslicht draußen sind, nimmt immer mehr ab. Die Stimmung ist leicht gedrückt und nach der Arbeit noch was mit Freunden unternehmen? Ach nö…..
Habe ich eine Winterdepression oder sind das einfach nur ein paar Verstimmungen? Im nachfolgenden Text werde ich von der Winterdepression/ Saisonale Depression und der Depression schreiben. Mit der Depression meine ich dann die Form von Erkrankung, welche nicht saisonal bedingt ist. Zum Thema Depression im Allgemeinen finden Sie unter „Schwerpunkte“ im Menü weitere Informationen.
Was ist eine Winterdepression?
Die Winterdepression oder auch „saisonale Depression“ zählt zu den affektiven Störungen und ist somit eine Diagnose. Sie tritt meistens im Herbst auf und dauert bis zum Frühling an. Daher wird sie auch als „saisonal“ bezeichnet. In den meisten Fällen handelt es sich um eine leichte oder mittlere Form der Depression. Wie bei der Depression treten Freud- und Antriebslosigkeit auf, sowie die Reduzierung von sozialen Kontakten. Bei der Winterdepression gibt es häufig einen Heißhunger auf Süßigkeiten und Kohlenhydrate. Die Depression hingegen ist meist von einer Appetitlosigkeit geprägt. Leidet jemand unter der Winterdepression, ist diese Person häufig müde und hat ein vermehrtes Schlafbedürfnis. Das Symptom der Schlafstörung tritt hier also eher nicht auf. Die Winterdepression lässt sich erst diagnostizieren wenn sie mehrfach hintereinander aufgetreten ist. Wenn ein Klient also immer wieder zu Herbstbeginn über die oben beschriebenen Symptome klagt, kann eine saisonale Depression in Erwägung gezogen werden.
Mögliche Auslöser der Winterdepression
Ein Hauptauslöser für die Winterdepression ist das fehlende Licht im Winter. Wir fahren im Dunkeln zur Arbeit und kommen meist im Dunkeln wieder nach Hause. Die Zeit in der wir Licht „tanken“ ist sehr gering. Dies hat einen direkten Einfluss auf die Produktion von Vitamin D3. Dieses Vitamin wird über die Haut produziert wenn sie in Kontakt mit Licht kommt und ist wesentlich für die Botenstoffe Serotonin und Noradrenalin. Dies sind zwei Stoffe im Gehirn, welche einen Einfluss auf unsere Stimmung haben. Ist die Produktion ausgeglichen, fühlen wir uns gelassener, glücklicher und Ängste sind gedämpft. Durch eine Vitamin D3 Mangel wird die Ausschüttung der Botenstoffe geringer und auch unsere Stimmung wird gedrückt und Ängste können sich verstärken. Wenn wir weniger Licht ausgesetzt sind, wird mehr Melatonin produziert. Melatonin ist für unseren Schlaf wichtig und macht uns müde. Daher kann die vermehrte Müdigkeit bei einer Winterdepression kommen.
Was kann ich tun wenn ich unter einer Winterdepression leide?
Sind die Symptome schon bekannt und ich weiß, dass ich im Winter wieder darunter leiden werde, kann ich vorbeugen. Ein Arztbesuch kann klären ob ich Vitamin D3 zur mir nehmen muss und in welcher Dosierung. Zudem kann ich dafür sorgen, dass ich mehr Zeit bei Tageslicht verbringe. Vielleicht kann ich meine Mittagspause draußen verbringen und dabei die Unterarme frei machen. Dann hat mein Körper die Möglichkeit, mehr Licht aufzunehmen. Oder ich gehe am Wochenende häufiger spazieren und verbringe meine Zeit draußen. Es gibt außerdem spezielle Lampen für eine Lichttherapie. Diese Lampen kann ich ausleihen oder kaufen. Die vermehrte Lichtzufuhr kann der Winterdepression entgegen wirken.
Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, therapeutische Hilfe zu suchen. Dies macht ins Besondere dann Sinn, wenn ich mir im Zusammenhang mit meinen Symptomen meine Alltagsgewohnheiten anschauen will. Wie sieht es mit meinen sozialen Kontakten aus? Wie ist meine Schlafhygiene? Habe ich bestimmte Bedürfnisse in dieser Zeit und wie kann ich dafür sorgen, dass es mir gut geht? Andere wiederum kommen mit der Winterdepression gut zurecht und wissen wie sie damit für sich umgehen können. Dies ist sehr individuell und sollte je nach persönlicher oder ärztlicher Einschätzung entschieden werden. Manchmal kann ein Gespräch mit einem Therapeuten helfen, die Symptome besser für sich einzuordnen. Wenn ich jedes Jahr wieder Angst habe vor dem Winter und den Stimmungen, die er für mich mitbringt muss ich dies nicht alleine mit mir ausmachen. Neben einer therapeutischen Begleitung gibt es auch die Möglichkeit einer medikamentösen Therapie durch einen Arzt.
Zusammenreißen funktioniert nicht
Zum Schluss ist es mir noch wichtig deutlich zu machen, dass sich bei einer Depression niemand „zusammenreißen“ kann und muss. Da spielt es keine Rolle ob ich eine Winterdepression oder eine andere Form von Depression habe. Handelt es sich um eine Winterdepression wissen die Betroffenen, dass sie im Frühling wieder aufhört. Das kann es manchmal leichter machen. Eine Depression lässt sich nicht ohne Weiteres verändern. Ob ich in den Urlaub fahre, etwas Schönes unternehme oder frei habe, verändert die Symptome erst einmal nicht. Depressive Verstimmungen kennen wir alle einmal hin und wieder. Sind die Symptome jedoch so stark, dass wir unter einem hohen Leidensdruck stehen und sie sich auf unseren Alltag auswirken, sollten wir über eine Unterstützung von außen nachdenken. Die Winterdepression ist also nicht nur ein “ Blues“ sondern eine Diagnose, mit der wir uns ernst nehmen dürfen.
Herzliche Grüße Ihre Andrea Götte