TOOLS in der Psychotherapie „Schreib`s Dir von der Seele!“

In den Beiträgen „TOOLS“ beschreibe ich Übungen, die wir im Alltag leicht umsetzen können, um uns zu regulieren oder mehr Achtsamkeit gegenüber uns selber zu entwickeln. Da heißt es ausprobieren, was am besten zu Ihnen passt!

 

Gefühlsbetontes Schreiben

Im Alltag haben wir nicht immer die Möglichkeit unsere Gefühle auszudrücken und angemessen zu regulieren. Manche Situationen stecken uns in den „Knochen“ und beschäftigen uns Tage lang. Eine Möglichkeit Distanz zu Emotionen zu bekommen und ihnen gleichzeitig Aufmerksamkeit zu schenken ist das gefühlsbetonte Schreiben oder auch expressives Schreiben genannt. Ein Verarbeitungsprozess wird in Gang gesetzt und funktioniert folgendermaßen:

1. Erinnern Sie sich an eine Situation, die für Sie sehr emotionsgeladen war und sich noch nicht aufgelöst hat. Vielleicht hatten Sie einen Konflikt mit      dem Kollegen / der Kollegin und Sie haben sich sehr geärgert. Ihr Kopf fängt immer noch an zu rauchen wenn Sie daran denken.

2. Dann beschreiben Sie die Situation sachlich und genau, so als ob sie ein Beobachter wären. Z.B.: „Ich kam in mein Büro heute morgen um 08.30h        und mein Kollege rauchte eine Zigarette. Er saß auf meinem Stuhl links neben dem Schreibtisch.“ Schreiben Sie die ganze Situation auf wie Sie sie        erinnern. Rechtschreibung und Grammatik sind hierbei nicht wichtig zu beachten. Denken Sie nicht großartig nach und lassen den Stift über das          Papier gleiten.

3. Schließlich beschreiben Sie genau so detailliert Ihre Gefühle in der Situation. Wie ein Forscher, der auf Entdeckungsreise geht. “ Ich habe Wut              empfunden, mein Kiefer war verspannt und mein Atem flach. In meinem Kopf pochte es und mir war heiß.“  Verzichten Sie auf Bewertungen und          Begründungen für Ihre Emotionen. Beschreiben Sie einfach wie es sich angefühlt hat, es geht um das Beobachten.

Lassen Sie 2-3 Tage vergehen und schreiben Sie die Situation und die Gefühle nochmals auf. Möglicherweise bemerken Sie eine Veränderung.

Wenn Ihnen die Übung hilft, machen Sie sie regelmäßig. Stress zu reduzieren, indem wir unsere Gefühle beobachten tut unserem Körper und unserer Seele gut

 

Warum wirkt diese Übung?

Die Übung habe ich selbst ausprobiert und fand sie hilfreich. Meiner Einschätzung nach liegt die Wirksamkeit darin, dass wir beim Niederschreiben eine Beobachterposition einnehmen. Die Achtsamkeit darauf zu lenken wirklich nur zu beschreiben und sich nicht auf Bewertungen und Begründungen zu fokussieren, lässt uns Abstand zur Situation gewinnen. Dies ist auch die Basis jeder meditativen Übung, sich nicht mit Gefühlen und Geschehnissen zu identifizieren, sondern eine Ansicht von außen einzunehmen. Diese Haltung bringt mehr Ruhe in uns hervor und wir nehmen die Dinge nicht mehr so persönlich. Auch braucht das Schreiben Zeit. Unsere Gedanken sind viel schneller als wir schreiben können. Wir nehmen uns Zeit zum Schreiben und dadurch kommt auch unser Geist zur Ruhe.

Probieren Sie es aus! Viel Freude mit der Übung.

Herzlichst Ihre Andrea Götte