Masken – Ihre zwei Gesichter –

Gerade komme ich aus Dänemark, voll mit Eindrücken aus meinem Bildungsurlaub. Knapp eine Woche haben wir uns der „Rituellen Maskenarbeit“ gewidmet in Verbindung mit Tanz. Geleitet wurde das Seminar von Birke Knopp und Stephanie Bangoura, bei welcher ich gerade die Fortbildung als „Rituelle Tanzpädagogin“ absolviere.

 

Faszination Maske

„Masken“ ein spannendes und weites Thema, welches mich schon als Kind fasziniert hat. Mein Vater hatte in seiner Praxis eine Maske aufgehängt, in Orange- und Rottönen. Als Kind hat sie mich sehr in ihren Bann genommen und ich wollte mehr über sie wissen. Viel konnten meine Eltern nicht darüber berichten. Sie sei auf jeden Fall authentisch und vermutlich eine Kriegermaske.
Im Rahmen meiner derzeitigen Ausbildung begegnete mir das Thema nun wieder und in dem Seminar sollte es um schamanische Masken gehen. Nach einer Krafttierreise fertigten wir unsere Masken an und drückten ihr Eigenleben unter anderem in Tanz aus. Ich bin immer noch sehr berührt und bewegt von diesen Erlebnissen.

Aber was ist es, was die Faszination von Masken ausmacht, oder auch die Angst davor? Masken haben eine uralte Tradition. Die wohl älteste Form ist die der Körperbemalung. Aus verschiedenen Anlässen wie Krieg, rituellen Übergängen oder Kraftübertragungen wurden Masken gefertigt und Zeremonien mit ihnen abgehalten. Beim Anfertigen der Maske werden bestimmte Aspekte betont und einzelne Qualitäten hervorgehoben. Setzen wir diese dann auf, verkörpern wir so zu sagen diese speziellen Kräfte und können sie ausdrücken. Diese Methode können wir nutzen, um beispielsweise bestimmte Qualitäten deutlicher zu fühlen. Vielleicht brauche ich auf dem Weg in meine berufliche Selbstständigkeit gerade die Energie von Durchsetzungskraft, kann diese aber nur schwer zulassen. Die Maske kann mir helfen diese Energie gebündelt zu fühlen und zu verinnerlichen.

 

Was verbirgst Du?

Die Maske kann also einen bestimmten Aspekt hervorheben, sie kann aber auch etwas verbergen. Etwas, von dem wir nicht möchten, dass es andere „zu Gesicht“ bekommen. In den Redewendungen „maskenhaft“ oder „eine Maske aufsetzen“ wird dies deutlich. Oft passiert dies gar nicht bewusst. Eine Bekannte sagte mir letztens: “ Damit ich den Tag durchstehe, setze ich morgens mein Lächeln auf und verbreite gute Laune. “ Meiner Ansicht nach hat dies zwei Seiten. Zum einen kann es mir Kraft geben, eine andere Energie aufzusetzen und somit gut zu funktionieren. Zum anderen jedoch wird dies nach meiner Erfahrung nicht ewig aufrechterhalten werden können. Die Gefühle und Gedanken, die sich hinter dieser „Maske“ verbergen, lassen sich nicht unbegrenzt unterdrücken. In meiner Praxis zeigt sich dies dann in Burnout, Depressionen oder Ängsten, die aufkommen. Gefühle gehen nicht weg, nur weil wir sie nicht fühlen wollen. Sie wollen wahrgenommen und die Bedürfnisse dahinter ernst genommen werden.

 

Die Wahl der Maske

Masken können uns also helfen, bestimmte Gefühle und Qualitäten gezielt auszudrücken. Sie können aber auch etwas verdecken. Wir bekommen im Umgang mit anderen normalerweise schnell ein Gefühl dafür, ob der Kontakt authentisch ist. Kinder haben noch ein ganz besonderes Gespür dafür und haben deshalb die Eigenschaft, uns mit ihrem Verhalten oder ihren Fragen in den Wahnsinn zu treiben ;-). Tatsächlich geht es aber um Kontakt und zwar um den Wunsch nach echter Verbundenheit. Kinder spiegeln uns oft, was hinter unserer aufgesetzten Fassade verborgen ist. Dies geschieht meiner Ansicht nach aus dem tiefen Wunsch nach Authentizität und ehrlichem Kontakt. Wenn wir uns selbst und anderen aufrichtig begegnen wollen, könnten wir uns also von Zeit zu Zeit die Fragen stellen „Wann habe ich heute eine Maske aufgesetzt?“, „An welcher Stelle habe ich gelächelt obwohl meine klare Haltung gefragt gewesen wäre?“. “ Wann habe ich einen Teil von mir und mein Bedürfnis verleugnet?“ Um die Kraft der Maske zu nutzen, müssen wir uns bewusst darüber sein wann wir sie aufsetzen und was wir erreichen wollen. Nicht im Sinne von Manipulation, den anderen da hin zu bringen wo wir ihn haben möchten. Es geht um uns, um unsere Bedürfnisse, Ziele und Wünsche. Masken können als Schutz dienen, etwas vor anderen zu verbergen und uns nicht verletzlich zu machen. Sie können uns aber auch Qualitäten und Kraft verleihen, um unseren persönlichen Weg besser zu beschreiten. Wenn ich die Wahl habe, welche Maske ich gerade tragen möchte, verleiht sie mir die nötige Energie.

Ein Teil meiner therapeutischen Arbeit liegt darin, gemeinsam mit dem Klienten / der Klientin dysfunktionale Masken aufzudecken und heilsame Anteile so weit Gestalt annehmen zu lassen, dass sie verinnerlicht werden können. Habe ich Sie neugierig gemacht? Dann freue ich mich über Ihre Kontaktanfrage.

Herzlichst Ihre Andrea Götte