Depression oder Burnout ?

Was ist es denn jetzt? Eine Depression oder ein Burnout? Diese Frage beschäftigt einige Klienten und Klientinnen in meiner Praxis.
Welche Antwort auch letztlich dabei heraus kommt, wenn Sie sich diese Frage auch stellen, ist es wohlmöglich an der Zeit einen Arzt, Therapeuten oder eine Beratungsstelle aufzusuchen. Denn sowohl die Depression, als auch ein Burnout sind ernstzunehmende Zustände.

 

Die Depression

Die Überschrift ist an sich schon nicht zutreffend. „Die“ Depression gibt es nicht. Es gibt einige Grundmerkmale, welche auf die Erkrankten mehr oder weniger zutreffen. Wenn Sie jedoch 50 Menschen mit einer Depression nach ihrem Erleben der Erkrankung befragen, werden Sie vermutlich 50 verschiedene Beschreibungen bekommen. Zunächst einmal ist eine Depression eine Erkrankung, die in eine leichte, mittlere und schwere Depression unterteilt werden kann. Nach dem Katalog des ICD 10 müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, damit eine Form der Depression diagnostiziert werden kann. Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Grübeln und Suizidgedanken sind ein paar davon. Hinzu kommt, dass die Symptome über mindestens 14 Tage andauern müssen.
Genauere Informationen habe ich hier auf meiner Website unter „Schwerpunkt Depression“ beschrieben. Informieren Sie sich gerne dort noch weiter über das Thema Depression.

 

Der Burnout

„Ausgebrannt sein“ ist die Übersetzung für den Burnout. Das heißt bildlich gesprochen, dass kein Material mehr zur Verfügung steht, um den Ofen wieder zum Brennen zu bringen. Alles was an Ressourcen zur Verfügung stand ist verbraucht und Reserven sind nicht mehr vorhanden. So oder ähnlich beschreiben Klienten ihre Gefühlslage wenn Sie zu mir kommen.
Der Burnout ist keine eigenständige Diagnose nach ICD 10 (ICD 10 ist ein internationales Klassifizierungssystem von Krankheiten), sondern wird als ein Syndrom beschrieben. Definiert wird es mit den Worten:  „Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältung“. Der klare Zusammenhang zur Entstehung und auch der Schweregrad sind somit nicht deutlich umrissen.   In der neuen englischen Version des ICD11 wird Burnout nun klar definiert.  Er wird definiert als Syndrom  aufgrund von „Stress am Arbeitsplatz, der nicht erfolgreich verarbeitet werden kann“. Gekennzeichnet ist Burnout dann durch 3 Punkte:

 

  • ein Gefühl von Erschöpfung
  • eine zunehmende geistige Distanz oder negative Haltung zum eigenen Job
  • ein verringertes Leistungsvermögen im Beruf.

 

Mit dieser Einordnung kann Burnout von Ärzten und Therapeutinnen künftig also klar diagnostiziert und eingeordnet werden. Die Betroffenen können sich mit ihren Beschwerden ernst genommen fühlen und eine zielgerichtete Unterstützung bekommen. Zur Zeit wird in Deutschland noch nicht nach ICD 11 diagnostiziert, da die Übersetzung des Katalogs ins Deutsche noch nicht vollzogen wurde. Ab Januar 2027 gilt die Klassifikation dann auch in Deutschland und es muss danach diagnostiziert werden. Aus der neuen Definition wird deutlich, dass sich die Symptome auf den Arbeitskontext beziehen. Bei einer Depression stehen die Symptome möglicherweise auch im Zusammenhang mit anderen Lebensbereichen.

 

Die Themen und Muster liegen oft nah beieinander

Vielleicht finden Sie sich in der einen oder anderen Beschreibung etwas wieder und können Ihren Gesundheitszustand besser einschätzen. Ob Burnout oder Depression, nach meiner therapeutischen Erfahrung hat Beides oft mit Themen von Selbstwert, Grenzen ziehen, „Nein“ sagen und eigenen Bedürfnissen zu tun. Überfordere ich mich ständig, weil ich es anderen Recht machen will? Bin ich auf die Anerkennung von außen angewiesen, um mich gut zu fühlen? Habe ich Angst, abgelehnt zu werden, wenn ich etwas nicht tun möchte oder mir etwas zu viel wird? Weiß ich was „ich“ eigentlich möchte und kann mich für meine Bedürfnisse einsetzen?
Wenn Klientinnen und Klienten in meine Praxis kommen und sie ihre Beschwerden schildern, überschneiden sich oft die beruflichen und privaten Belastungen und Themen. Eine Klientin schilderte, dass sie oft gar nicht merke wann ihr beruflich etwas zu viel würde und sie einfach immer weiter mache. Sie hätte Angst, in einen Burnout zu rutschen. Auch privat könne sie schlecht entspannen und gut mit sich allein in Ruhe sein. Die Muster sind hier in Beruf und Alltag die gleichen. Die Themen Grenzen fühlen und Entspannung zulassen sind eng verknüpft.

 

Nur so viel Diagnose wie nötig

Für meine therapeutische Arbeit ist letztlich entscheidend, was der Klient/ die Klientin für sich erreichen möchte. Wie will sie sich fühlen wenn die Therapie beendet ist? Welche Ziele hat sie /er und wie kann der Weg in ein erfüllteres Leben aussehen? Das sind für mich die wichtigen Fragen, welche im Therapieverlauf eine Orientierung geben. Woher der Pfeil kam, der abgeschossen wurde ist nicht wirklich interessant. Dass er herausgezogen  und die Wunde gut versorgt wird, das ist wichtig. Deshalb halte ich mich mit Diagnosen nur insoweit auf, wie es für meine Arbeit notwendig ist. Egal wo Sie stehen zur Zeit, wollen Sie etwas verändern? Möchten Sie sich besser verstehen lernen und so etwas in Gang setzen? Vielleicht der erste Schritt in ein Leben, welches Sie sich für sich selbst wünschen.

 

Herzlichst Ihre Andrea Götte