„Machen Sie denn dann auch schon was?“- das Erstgespräch in der Psychotherapie

Diese Frage bekomme ich das eine oder andere Mal gestellt bei dem kostenlosen, telefonischen Vorgespräch, welches ich vor jedem Erstgespräch führe. Was wird dort „machen“ möchte ich gerne in diesem Beitrag erläutern.

 

Information

Das telefonische Vorgespräch ist im Grunde ein Informationsgespräch für den Patienten / die Patientin und mich. Die Patientin kann Fragen stellen und mir im Wesentlichen ihr Anliegen mitteilen. Ich kann den Ablauf der ersten Sitzung beschreiben, Fragen beantworten und vorab klären, ob ich die passende Therapeutin für die Anruferin bin. Passend im Sinne meiner therapeutischen Verfahren und Vorgehensweise.
Doch wie geht es dann weiter?

 

Das erste Kennen lernen

Das Erstgespräch hat mehrere Zwecke zu erfüllen. Es dient dem Kennenlernen von Patient/in und Therapeut/in. Die Beziehung zwischen beiden spielt in der Therapie eine wesentliche Rolle? Bin ich der Patientin sympathisch und hat sie ein gutes Gefühl dabei wenn sie sich mir anvertraut? Ein Patient sagte letztens im Erstgespräch “ Bei Ihnen habe ich ein gutes Gefühl“. Das ist wunderbar für mich zu hören, denn schließlich werden sehr persönliche Dinge in der Therapie besprochen.  Der Wohlfühlaspekt in der Praxis spielt auch im räumlichen Sinne eine Rolle. Jeder Mensch fühlt sich in einer anderen Umgebung wohl. Wichtig ist, dass die Umgebung auf Sie einen ansprechenden Eindruck macht.

 

Die Anamnese

Ein weiterer wichtiger Grund für das Erstgespräch ist die Anamnese. Also ihre Krankengeschichte und eine mögliche Diagnose. Im Vorfeld schicke ich den Patienten einen Anamnesebogen zu, den sie mir vor dem Erstgespräch zukommen lassen. Dieser enthält wichtige Informationen zur Person, sozialen Situation, Ursprungsfamilie, Krankengeschichte und Stimmungslage. Ich kann mir einen ersten Eindruck von der Situation des Menschen machen. Der Bogen hilft Ihnen auch dabei, sich mit wichtigen Punkten aus seiner Vergangenheit und der Gegenwart auseinanderzusetzen. Viele Patienten  schildern mir, dass sie im Erstgespräch nur deshalb auf bestimmte Themen zu sprechen kamen, weil sie vorher den Bogen ausgefüllt haben. Es wären Punkte gewesen, über die sie sich noch keine oder schon lange keine Gedanken mehr gemacht hätten.
Anhand der Informationen im Bogen und Fragen im Gespräch erstelle ich eine Verdachtsdiagnose. Manche Patienten waren auch schon bei einem Arzt und es wurde eine Diagnose gestellt. In manchen Fällen liegt auch keine Erkrankung vor. Dann kann möglicherweise ein Coaching, Beratung oder auch Selbsthilfe ein Weg sein.

 

Der Behandlungsauftrag

Für mich als Therapeutin ist der Behandlungsauftrag wichtig, den Sie mir geben. Was möchten Sie für sich erreichen? Wie wollen Sie sich fühlen, wenn Sie die therapeutischen Sitzungen nicht mehr benötigen. Was sind ihre Ziele? Diese Fragen sind nicht immer leicht und auch nicht sofort zu beantworten. Daher nehmen wir uns Zeit für diese Fragen. Therapieziele verändern sich auch manchmal im Laufe der Zeit. Typische Fragen, um den Behandlungsauftrag zu klären sind auch „Was führt Sie hier her?“, “ Welche Beschwerden oder Schwierigkeiten haben Sie?“.  Also ihr Grund, warum Sie die Psychotherapie beginnen wollen.

 

Wichtige mögliche Fragen von Ihrer Seite

Im Erstgespräch erläutere ich ggf. näher die Methoden mit denen ich arbeite. Die Körpertherapie ist z.B. eine davon. Viele Patienten können sich darunter nichts vorstellen und ich erzähle Ihnen konkrete Beispiele. Auch mögliche Interventionen, die direkt mir der Problematik des Patienten zu tun haben, beschreibe ich dann. Je praktischer die Erklärung ausfällt desto besser. Denn es hat ja schließlich etwas mit Ihren individuellen Anliegen zu tun.

Natürlich können Sie sich auch Fragen überlegen, die Sie im ersten Gespräch stellen möchten oder Themen, die Sie sehr beschäftigen.
Mögliche Fragen könnten z.B. sein:

Wird die Therapie von der Krankenkasse übernommen?
Wie läuft eine Therapie Sitzung ab?
Wie lange dauert eine Therapie im Allgemeinen?
Muss ich mit Schwierigkeiten rechnen wenn ich eine Therapie beginne?

Solche und ähnliche Fragen bekomme ich oft gestellt. So können Sie nach einem ersten Gespräch abschätzen ob Ihnen meine Arbeitsweise zusagt oder nicht. Auf der anderen Seite bekommen Sie von mir natürlich auch eine Rückmeldung ob meine therapeutischen Verfahren geeignet sind für Ihre Anliegen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen einen Überblick geben konnte, was in dem Erstgespräch passiert. Vielleicht sind Ihnen auch schon ein paar eigene Fragen eingefallen, die Sie stellen würden.
Den Bericht habe ich auch deshalb geschrieben, weil die eine oder andere enttäuscht scheint wenn wir in der ersten Sitzung nicht direkt mit intensiven Übungen oder therapeutischen Interventionen starten. Es ist wichtig, dass die therapeutische Arbeit auf Themen und Bedürfnisse abgestimmt ist und dies geht erst, wenn die oben angeführten Punkte besprochen und geklärt wurden.

Herzlichst Ihre Andrea Götte