Heilung in der Psychotherapie – „Wann bin ich endlich wieder gesund?“

Ein ganz normaler Gedanke auf deinem Weg zur Heilung

Diese Frage beschäftigt viele Menschen, die sich in einer schwierigen Lebensphase befinden, sei es aufgrund einer psychischen oder psychosomatischen Erkrankung oder auch im Rahmen körperlicher Beschwerden:
Wann bin ich endlich wieder gesund?

Vielleicht hast du genau diese Frage gegoogelt oder sie dir selbst in einem stillen Moment gestellt. Und vielleicht bist du auch auf der Suche nach einem schnellen Rezept oder einer konkreten Antwort, die dir Klarheit gibt. Es ist gut nachvollziehbar, dass du dir das wünschst. Denn wenn wir krank sind, fühlen wir uns oft machtlos, erschöpft, verunsichert – wir wollen wissen, wie lange es noch dauert und was wir tun können, um endlich wieder funktionieren zu können.

 

Die ehrliche Antwort ist….

Einen genauen Zeitpunkt oder ein Datum kann auch ich dir nicht nennen. Und vielleicht ist genau das auch gut so.

Warum das gut sein soll? Heilung ist ein ganz individueller Prozess. Sie ist nicht planbar wie ein Werkstattbesuch beim Auto, bei dem ein Fehler behoben und ein Teil ausgetauscht wird. Wir Menschen sind komplex, lebendig und einzigartig – und so verlaufen auch unsere Wege zur Genesung.

Du bist schon auf dem Weg

Allein die Tatsache, dass du dir diese Frage stellst, ist ein gutes Zeichen. Sie zeigt, dass du dich mit dir selbst beschäftigst – mit deiner Gesundheit, deinem inneren Gleichgewicht und den Möglichkeiten, wie du dir selbst Gutes tun kannst. Das ist der erste, vielleicht wichtigste Schritt.

In meiner täglichen Arbeit – und auch aus eigener Erfahrung – weiß ich: Jeder Heilungsweg verläuft anders. Ob Depression, Angststörung, Erschöpfung oder psychosomatische Beschwerden – es gibt nicht den einen richtigen Weg, sondern viele unterschiedliche Ansätze, die individuell auf dich abgestimmt sein dürfen und auch sollten.

 

Warum dauert Heilung manchmal so lange?

Ein Grund: Heilung bedeutet „Umlernen“.

Wir lernen neu zu denken, zu fühlen, zu bewerten. Menschen mit Depressionen etwa neigen dazu, sich und ihre Umgebung eher negativ zu sehen. In der Therapie lernen wir, wieder neutraler zu beobachten – Gedanken zu hinterfragen, Gefühle zu erkennen, Muster zu verstehen.

Dieser Lernprozess braucht Zeit. Unser Gehirn bildet dabei neue Verbindungen, sogenannte neuronale Bahnen. Das ist wie beim Straßenbau: Neue Wege entstehen durch Wiederholung. Erst wenn wir neue Gedanken und Verhaltensweisen oft genug üben, werden sie gefestigt – und verändern langfristig auch unsere Gefühlswelt.

Und: Das Herz ist oft langsamer als der Verstand. Auch emotionales Lernen, echte Veränderung im Innersten, braucht Geduld.

Geduld- Leicht gesagt!

Viele Menschen stöhnen innerlich bei diesem Wort: Geduld.
„Ich will endlich weiterkommen!“
„Ich habe doch schon so viel gemacht!“
„Ich müsste doch schon viel weiter sein !“

Doch genau hier beginnt der zweite Teil der Heilung: Selbstmitgefühl.
Dich selbst anzunehmen – auch wenn du gerade nicht „funktionierst“. Auch wenn du langsamer bist als andere oder als dein früheres Ich. Auch wenn du gerade nicht weißt, wie es weitergeht.

Selbstliebe, Selbstannahme, Geduld mit dir selbst – das sind keine Floskeln, sondern Fähigkeiten, die auch du lernen kannst. Oft haben wir in der Kindheit nicht gespürt, wie sich echte Zuwendung anfühlt. Und genau das dürfen wir jetzt nachholen. Schritt für Schritt. Mit Unterstützung, mit Übungen, mit kleinen Veränderungen im Alltag.

Veränderung kann Angst machen

Manchmal führt der Weg zur Heilung auch zu großen Entscheidungen: Ein Arbeitsplatzwechsel, das Ende einer Beziehung, neue Prioritäten im Leben. All das kann beängstigend sein – und genau deshalb ist es wichtig, diesen Prozess in deinem Tempo zu gehen.

Wenn du das Gefühl hast, du „müsstest schon weiter sein“, erinnere dich: Du bist genau da, wo du jetzt sein darfst.Jeder Mensch heilt in seinem eigenen Rhythmus – und das ist gut so.

Was du jetzt tun kannst

Wenn dich diese Gedanken ansprechen, wenn du spürst, dass du Unterstützung brauchst und Begleitung suchst, dann schau dich gerne auf meiner Website um. Dort findest du Informationen zu meiner Arbeit, Blogbeiträge mit Impulsen für deinen Weg und auch einfache Übungen, die dich im Alltag stärken können.

Ich freue mich, wenn ich dich auf deinem individuellen Heilungsweg ein Stück begleiten darf – einfühlsam, achtsam und in deinem Tempo.

Herzlichst Deine Andrea Götte