Depression – Grübeln – Wenn die Gedanken sich im Kreis drehen

Grübeln ist ein Symptom, welches psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angsterkrankungen begleitet. Natürlich ist nicht jeder psychisch erkrankt, der grübelt. Dass die Gedanken immer wieder um das selbe Thema kreisen und wir keinen „Ausgang“ finden aus diesem Kreislauf, kennen wir alle mehr oder weniger. Doch wann ist Grübeln noch normal und ab welchem Zeitpunkt ist es ein Anzeigen von Krankheit? Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten und auch sicherlich nicht klar abzugrenzen.

 

Was bedeutet denn genau Grübeln?

„Das Grübeln ist eine Form des Nachdenkens, bei dem die Gedanken um mehrere Themen oder ein spezielles Problem kreisen, ohne dabei zu einer Lösung zu gelangen.“ Das ist die Definition laut Wikipedia für das Grübeln.
Persönlich und aus beruflicher Sicht erlebe ich das Grübeln als ein „Hineingraben“ in negative Gedankenkreisläufe. Mit normalem Nachdenken hat dies dann nichts mehr zu tun. Beim Nachdenken wägen wir verschiedene Alternativen ab und kommen im besten Fall zu einem Ergebnis. Beim Grübeln jedoch finden wir keinen Ausweg und schon gar keine Lösung für unser Problem. Die Gedanken drehen sich oftmals um Befürchtungen, Selbstkritik, Finanzielle Sorgen oder unangenehme Emotionen. Meistens werden die berühmten „Warum“ fragen gestellt. Warum passiert mir das ausgerechnet? Warum habe ich mich nur so verhalten? Bin ich gut genug? Solche oder ähnliche Fragen lassen sich in der Regel nicht beantworten und führen eher zu weiteren Fragen.

 

Warum grübeln wir?

Aus meiner Sicht ist es der Versuch des Verstandes eine Situation unter Kontrolle zu bringen. Zudem ist es eine Angewohnheit. Ich erlebe es oft bei Patienten, dass sie diese Gewohnheit schwer ablegen können wenn sie das Grübeln schon lange als Lösungsstrategie nutzen. Damit meine ich nicht, dass sich die Patienten bewusst dazu entscheiden, ihre Gedanken im Kreis laufen zu lassen. Viele wurden mit ihren Gedanken und Fragen als Kind alleine gelassen und das „Gedanken machen“ über Emotionen und Situationen war die scheinbar einzige Möglichkeit, Lösungen zu finden oder ein Gefühl von Kontrolle zu haben. Wenn wir grübeln ist unser Verstand der Ansicht, dass wir uns wirklich bemühen das Problem zu lösen. Wir widmen ihm schließlich viel Zeit und Nerven. Tatsächlich fühlen wir uns aber meistens schlecht und haben nicht wirklich etwas für uns erreicht.

 

Was passiert beim Grübeln?

Tagsüber sind wir meist beschäftigt und abgelenkt. Treten Irritationen auf, nehmen wir sie entweder nicht wahr oder schieben sie weg. Uns fehlt die Zeit und Ruhe für die Auseinandersetzung. Abends vor dem Schlafen gehen stellt sich diese Ruhe äußerlich ein, doch jetzt kommen die verdrängten Gedanken an die Oberfläche. Je unruhiger der Tag, desto mehr Gedanken und viele kommen dann ins Grübeln.

Grübeln ist die negative Form von Nachdenken. Negativ deshalb, weil dem Gedanken eine negative Bewertung folgt. Z.B. „Auf meinem Konto ist kein Geld mehr.“ Die Bewertung könnte sein “ Ich habe schon wieder zu viel ausgegeben. Wie soll ich das nur schaffen?“. Das Gefühl was sich einstellt ist möglicherweise Verzweiflung. Auf die Verzweiflung wird wieder mit weiteren Gedanken und Bewertungen reagiert und schon sind wir im Gedankenkarussell. Die Bewertung und das Gefühl sind hierbei entscheidend und auch gleichzeitig der Schlüssel, um den Kreislauf zu unterbrechen.

 

Wie kann ich das Grübeln unterbrechen?

Bei leichteren „Fällen“ hilft die Gedankenstopp Methode. Ich stelle mir ein Stoppschild aus dem Straßenverkehr vor und halte es im Geiste hoch wenn die Gedanken überhand nehmen. Ich kann dann mit mir selbst vereinbaren, am nächsten Tag strukturiert an das Problem heranzugehen. Wo kann ich einen Kredit aufnehmen, Geld einsparen, einen Nebenjob annehmen, sind konkrete Maßnahmen, die ich überdenken kann.  Zweckmäßig ist es auch aufzuschreiben, wie oft und wann ich den Grübelattacken ausgesetzt bin. Ist es nur ein Mal in der Woche oder täglich. Gibt es Auslöser und komme ich selber aus der Schleife heraus. Sind  die Gedanken quälend und automatisiert macht es Sinn, sich Unterstützung zu holen. Struktur in das Denken zu bringen, Lösungsansätze zu suchen und die Gefühle hinter den Gedanken betrachten, kann mit einer Sicht von außen hilfreich sein.  Denn meistens gibt es ein unerfülltes  Bedürfnis hinter dem negativen Denken. In unserem Beispiel könnte dies ein Bedürfnis nach Sicherheit und Entlastung sein. Aus Erfahrung weiß ich, dass das Grübeln oft nachlässt wenn sich die Patienten und Patientinnen diesen Bedürfnissen widmen und sich selbst damit ernst nehmen. Als Sofortmaßnahme hilft übrigens auch Singen, denn Angst und Singen spielt sich im gleichen Hirnareal ab. Wenn wir uns auf eine Melodie konzentrieren, haben wir Pause vom Gedankenkreisen.

Haben Sie sich wiedergefunden in der einen oder anderen Situation? Wenn Ihnen die Hinweise geholfen haben, prima! Falls Sie noch mehr Unterstützung brauchen, melden Sie sich gerne bei mir und vereinbaren ein Vorgespräch.

 

Herzliche Grüße Andrea Götte