Klimaangst und Solastalgie: Die neue Generation

Mit den Veränderungen unserer Umwelt durch Luftverschmutzung und Klimaveränderung treten auch neue psychische Belastungen auf. Zum einen die Klimaangst und die Solastalgie. Zugegeben, Klimaangst ist mir natürlich ein Begriff aber Solastalgie? Auf diesen Begriff stieß ich auch erst durch die Recherchen zu diesem Artikel.

 

Was bedeutet Klimaangst?

Wie der Begriff schon beinhaltet ist Klimaangst die die Angst vor klimatischen Veränderungen der Umwelt durch Naturkatastrophen, Hitzewellen und Überschwemmungen. Es ist die Sorge darum, wann ich selbst von den Auswirkungen der Umweltbelastungen betroffen bin. Klimaangst oder „Climate Anxiety“ ist keine psychische Erkrankung und findet sich somit auch nicht in den Diagnoseverzeichnissen. Forscher bezeichnen sie als eine normale Reaktion auf eine reale Bedrohung. Vor allem junge Menschen haben mit diesen Ängsten vor dem Klimawandel zu tun. Eine Studie von der Universität Koblenz Landau im Jahres 2021 ergab, dass 40% der jungen Menschen im Alter von 16-25 Jahren eine große Angst verspüren vor den Folgen des Klimawandels.

 

Was ist Solastalgie?

Solastalgie ist die Traurigkeit über die Zerstörung der Umwelt. Der Begriff wurde von Glenn Albrecht 2005 geprägt. Er beschrieb damit das schmerzliche Empfinden über die fehlende Verbindung zu einem gesunden Land.

 

Was bedeutet dies für die Psychotherapie?

Während eines kürzlich stattfindenden Psychotherapeutenkongress wurden diese „neuen Ängste“ vorgestellt. Der Andrang von Patienten mit diesen Ängsten sie groß und geeignete Therapie Konzepte müssten noch entwickelt werden. Dies weist meiner Ansicht darauf hin, dass in der Klimaangst und der Solastalgie doch ein möglicher Krankheitswert enthalten ist, denn sonst müsste man keine Therapien entwickeln. In meiner Praxis hatte ich bis jetzt noch keine Patienten und Patientinnen, die mit diesen speziellen Ängsten zu mir kamen. Ich kann mit aber gut vorstellen, dass die Klimaangst und weitere belastende Faktoren zu vermehrten Depressionen und Anststörungen führen kann.

Tatsache ist, dass die Veränderungen unsere Klimas jetzt sehr deutlich werden. Was manche umweltbewusste Menschen schon vor 30 Jahren predigten, erfahren wir alle jetzt mehr oder weniger am eigenen Leibe. Nie Nöte, welche durch Überschwemmungen entstehen sind bis jetzt vielen fremd gewesen. Meiner Ansicht nach gründet jegliche Angst auf der Angst vor dem Tod, der Auslöschung. Da ist es nicht verwunderlich, dass sich die Ängste auf das Klima konzentrieren. Die Bedrohung für unsere Gesundheit und unser Leben ist schließlich konkret.

 

Also was tun?

Aus der „Klimanummer“ kommen wir nicht mehr raus. Damit meine ich nicht, dass ich den Weltuntergang vorhersehe. Mit „Nummer“ meine ich, dass wir dem was ist ins Gesicht schauen müssen. Verantwortung übernehmen und unseren Teil zum Wohlergehen aller beitragen.
Im übertragenen Sinne funktioniert so auch die Arbeit mit der Angst in meiner Praxis. Wir wollen sie nicht, verdrängen sie oder steigern uns in sie hinein. Was da nur hilft ist, sie anzuschauen. Was steckt dahinter? Welche Bedürfnisse habe ich und sind diese vielleicht nicht erfüllt. Was kann ich mir Gutes tun, um mich zu stärken statt den Kopf in den Sand zu stecken? Hört sich pathetisch an?

 

Glaube ich an die Angst oder die Liebe?

Für mich eine zentrale Frage wenn es um Heilung geht. Hinter der Angst vor Vernichtung steckt oft eine Lücke. Was passiert mir nach dem Tod? Wer oder was bin ich eigentlich? Die Ängste führen meine Patienten nicht selten zu einer spirituellen Auseinandersetzung mit sich und der Welt. Wenn die Welt bedroht ist, was bleibt dann noch?
Einfach ist dieser Weg nicht aber eine Entscheidung. Der größte „Angstmacher“ ist das Gefühl der Ohnmacht. Auch hinsichtlich des Klimawandels. Etwas zu tun, was in unserer Macht liegt, ist ein Weg wieder in die Kraft zu kommen. Sich damit zu verbinden was hinter unserer materiellen Existenz liegt, ein weiterer.

Den Artikel habe ich auch aufgrund meiner eigenen Erfahrungen mit Ängsten geschrieben und was mir persönlich hilft mehr in die Eigenermächtiung zu kommen.
Wenn auch Sie Unterstützung bei diesem Weg möchten, freue mich auf einen Termin mit Ihnen.

Herzlichst Ihre
Andrea Götte