Dieser Blogartikel resultiert aus einer persönlichen Geschichte, die ich gestern erlebt habe und sollte mit einem zugekniffenen Auge gelesen werden. Er ist nicht höchst wissenschaftlich, obwohl die wesentlichen Hintergründe wissenschaftlich und lerntheoretisch stimmen. Bei mir hat es auf jeden Fall geholfen 😉
Leben wir im gleichen Universum?
Gestern hatte ich mal wieder so eine Hundebegegnung. Jeder der einen Hund hat kennt sie…. diese Begegnungen bei denen man sich hinterher fragt, ob der andere im gleichen Universum lebt wie man selbst.
Ich ging also mit meinem Hund (an der Leine) spazieren und wohlgemerkt am Naturschutzgebiet, kam mir ein Mann mit zwei freilaufenden Hunden entgegen. Der kleine Pudelverschnitt nahm die Peilung auf, duckte sich und pirschte sich zielstrebig an meinen Hund heran. Da mein Hund es nicht mag, wenn ihm unbekannte Artgenossen entgegenrennen, warnte ich den Hundehalter vor, dass er sein Tier zügig anleinen sollte. Er rief und rief und rief. Und was soll ich sagen, nichts passierte. Der andere Hund kam immer näher. Ausweichen war für uns auch schwierig an der Stelle, weshalb ich rückwärts ging! Irgendwann holte der Hundehalter seinen Hund dann ein und leinte ihn an: “ Sehen Sie, der sucht doch gar nicht die Auseinandersetzung.“ Ich erklärte ihm, dass ich auf so eine Situation keine Lust hätte, da ich von Weitem ja nicht wissen könne wie sein Hund reagiere. Außerdem sei er zum Anleinen verpflichtet, zumal sein Hund ja auch nicht höre. „Der hört doch“: entgegnete er. Ähm ja, ich dachte immer der Hund soll zu mir kommen und nicht der Besitzer zum Hund. Wahrnehmung ist eben etwas sehr Subjektives. Ich schimpfte vor mich hin, machte kehrt und regte mich innerlich richtig schön auf. Den genauen Dialog möchte ich hier nicht wiedergeben. Diese Aufregung tat mir gar nicht gut. Mein Herz pochte, die Wut hielt an und ich verdarb mir den ganzen Spaziergang, weil ich immer wieder den absurden Dialog im Kopf durchging. Da fiel mir ein, was ich letztens in einem Hörbuch über Verhaltensänderung gelernt hatte. Es ging dort zwar ums Abnehmen, aber Verhalten ist eben Verhalten.
Die Basalganglien und der Hampelmann
Unsere Basalganglien im Gehirn sind mit einer Reihe von Funktionen verknüpft, darunter Routineverhalten oder auch Gewohnheiten. Autofahren z.B. können wir im Schlaf wenn wir es oft genug gemacht haben. Wir denken nicht mehr darüber nach was wir tun. Im Beispiel Autofahren ist dies sehr nützlich, bei Begegnungen der dritten Art nicht immer so. Wie kann ich es also erreichen, dass meine Basalganglien andere Wege finden. Hierzu muss der Neokortex ausgetrixt werden und das Belohnungszentrum aktiviert. Der Neokortex ermöglicht komplexere Abläufe wie das Denken und das Belohnungssystem ist wichtig für unsere Motivation, Verhalten weiter zu zeigen. Spontan fiel mir ein, dass ich mir den Menschen dem ich dort begegnet war, einfach als Hampelmann vorstellen konnte. Immer wenn er eine aus meiner Sicht blöde Äußerung machte, stellte ich mir vor, dass er wie ein Hampelmann im Sprung auf und zu klappte. Optisch kam das auch ziemlich gut hin. Ich musste sofort lachen, also Belohnungszentrum eingeschaltet! Dazu fiel mir eine weitere Technik ein, die des „Überschreibens“. Situationen werden in der Vorstellung neu kreiert, indem wir z.B. eine Geschichte erfinden, welche die wesentlichen Elemente der ursprünglichen Situation enthält aber einen für mich positiv erlebten Ausgang hat. Dass sich der Mann einsichtig gezeigt hätte oder ich einfach mit meinem Hund auf einem fliegenden Teppich davon geflogen wäre, könnte so ein positiver Ausgang sein. Die Realität einzuhalten spielt dabei keine Rolle. Das Gehirn speichert diese neue Geschichte als erlebt ab. Nur, dass hierbei positive Emotionen entstehen statt Frust. Ich stellte mir also alles noch einmal vor und immer wenn der Mann etwas sagte, womit ich nicht einverstanden war: Hampelmann…. Der Ausgang des Ganzen war dann in meiner Vorstellung auch etwas gütlicher. Zum Schluss erzählte ich das alles noch einmal meinem Hund, um es zu bekräftigen. Er wedelte mit dem Schwanz und auch bei mir war der Ärger wie verflogen. Der Rest des Spaziergangs war schön und friedlich.
Es gibt Hoffnung 😉
Dies sind tatsächlich zwei Methoden, um Verhalten zu ändern. Das neue Verhalten muss immer wieder geübt werden, wobei es normal ist wenn wir immer mal wieder in alte Muster zurück fallen. Ziele aufschreiben und Fortschritte festhalten mag der Neokortex auch sehr gerne. Und wodurch das Belohnungszentrum angesprochen wird, weiß wahrscheinlich jeder selbst am besten. Das Umschreiben oder Überschreiben einer Situation kann das Ganze noch verstärken oder steht als Methode für sich. Dies ist sicherlich kein Allheilmittel, aber bei mir hat es geholfen und ich freue mich schon fast auf die nächste Situation mit einem Endgegner 🙂
Viel Freude beim Ausprobieren!
Herzliche Grüße Ihre Andrea Götte