Rückfälle und Schuldgefühle – Wie Veränderung wirklich gelingt!

Viele Menschen wünschen sich, ihre Ziele konsequent umzusetzen. Weniger essen, gelassener reagieren, neue Fähigkeiten erlernen oder eine alte Gewohnheit endlich loslassen. Der Wunsch, alles im Griff zu haben, ist verständlich. Doch im Alltag sieht es oft anders aus. Ein stressiger Moment, ein alter Auslöser, ein Gefühl von Überforderung oder Einsamkeit – und schon öffnet sich der Kühlschrank wie von selbst oder ein impulsiver Ausbruch entlädt sich, obwohl wir es uns anders vorgenommen hatten. Rückfälle in alte Muster gehören zum Menschsein dazu. Und sie sind keinesfalls ein Zeichen von Schwäche, sondern ein Hinweis darauf, wie unser Gehirn arbeitet.

Warum Rückfälle „normal“ sind


Unser Gehirn liebt Gewohnheiten. Die sogenannten Basalganglien speichern Verhaltensmuster ab, die wir häufig wiederholen. So wie Autofahren oder Zähneputzen irgendwann automatisch ablaufen, tun es auch die Muster, die wir gerne verändern würden. Das ist einerseits hilfreich, weil wir nicht über jeden Schritt nachdenken müssen. Gleichzeitig erklärt es aber auch, warum wir in Stressmomenten so schnell in alte Verhaltensweisen zurückfallen. Neue neuronale Verbindungen, die für ein anderes Verhalten notwendig wären, entstehen nicht über Nacht. Sie brauchen Zeit, Wiederholung und Geduld. Veränderung ist ein Prozess, kein spontaner Durchbruch.

Warum Schuldgefühle auftauchen


Viele Menschen reagieren auf Rückfälle mit Schuldgefühlen. Sie machen sich klein, zweifeln an ihrer Disziplin oder haben das Gefühl, nie etwas richtig durchzuhalten. Auch wenn das sehr weh tut, entsteht diese innere Kritik nicht zufällig. Schuldgefühle erzeugen Leidensdruck, und Leidensdruck sorgt kurzfristig dafür, dass wir uns anstrengen wollen. Das Problem ist nur: Schuldgefühle kosten Energie. Und Energie brauchen wir dringend, um neue Verhaltensmuster zu lernen. Wenn wir uns schlecht fühlen, sinkt unsere innere Kraft. Wir werden ungeduldig, entmutigt und rutschen noch schneller wieder in das Verhalten zurück, das wir eigentlich verändern möchten. Schuldgefühle sind also keine stabile Strategie. Sie blockieren eher, als dass sie weiterhelfen.

Wie du Rückfälle sinnvoll nutzen kannst


Wenn du bemerkst, dass du wieder in ein altes Muster gefallen bist, frag dich: Was hat mir in diesem Moment gefehlt? Vielleicht war es eine kurze Pause, bevor du zum Kühlschrank gegangen bist, um zu spüren, welches Gefühl eigentlich da war. Vielleicht war es ein Moment der Überforderung, der dich hat laut werden lassen. Vielleicht war es ein ungelöstes Gefühl oder ein Bedürfnis, das du noch gar nicht bewusst wahrgenommen hattest. Rückfälle zeigen dir, wo deine Grenzen, deine Bedürfnisse und wunden Punkte liegen. Und das ist eine Chance. Denn wenn du verstehst, was du in diesem Moment gebraucht hättest, kannst du daraus etwas lernen, statt dich zu verurteilen.

Geduld und kleine Schritte


Veränderung braucht Wiederholung und innere Bereitschaft. Das gilt für jedes neue Verhalten, ob emotional, mental oder körperlich. So wie ein Muskel nur wächst, wenn wir ihn regelmäßig bewegen, wächst auch die Fähigkeit, ein neues Muster zu leben, durch Übung. Setz dich nicht unter Druck, sondern geh freundlich mit dir um. Sei sanft, sei realistisch und nimm dir kleine, gut machbare Schritte vor. Große Veränderungen beginnen selten mit großen Taten, sondern mit dem Mut, klein anzufangen und dranzubleiben. Die 80- oder 90-Prozent-Regel kann ein hilfreicher Leitfaden sein: Du musst nicht alles perfekt schaffen, sondern nur einen kleinen Teil liebevoll verändern. Der Rest entwickelt sich mit der Zeit.

Was hat das mit Therapie zu tun?

Die Menschen kommen in der Regel zu mir, weil sie einen hohen Leidensdruck verspüren. Sie möchten etwas ändern! Auch im therapeutischen Prozess geht es um Erkenntnisse und weiterhin darum, diese ins alltägliche Leben zu integrieren. Also, neue Verhaltens- und Denkmuster zu erlernen. Oft berichten mir Patienten und Patientinnen, dass sie wieder in die alten Schleifen von Angst und depressiven Gedanken gerutscht sind. Auch in diesem Fall besprechen wir die oben beschriebenen Punkte. Denn auch Heilung ist ein Prozess geschieht meistens über einen längeren Zeitpunkt hinweg. Das was uns jetzt bedrückt und Leid zufügt, hat uns in einer früheren Zeit vielleicht einmal genützt. Deshalb müssen Körper und Geist lernen, dass diese Muster jetzt nicht mehr benötigt werden und andere heilsamer für uns sind.

 

Also nur Mut zu neuen, kleinen Schritten. Vielleicht ist der nächste ein kostenfreies, telefonisches Vorgespräch zu buchen auf meiner Website. Veränderungen stehen an!

 

Herzlichst Deine Andrea Götte