Neulich kam eine Patientin zu mir für ein Erstgespräch. Sie erzählte, dass die Angst sie immer häufiger „im Griff“ hätte – so sehr, dass sie kaum noch am normalen Leben teilnehmen könne. Dinge, die für viele alltäglich sind, wie Fahrstuhl fahren, Zugfahren oder einfach in der Schlange im Supermarkt stehen, lösten bei ihr starke Ängste aus.
Während sie sprach, beschrieb sie dieses Gefühl, als würde die Angst von außen kommen – wie ein Feind, der sie packt, schüttelt und nicht mehr loslässt.
Die Angst entsteht in uns
Im Gespräch habe ich sie eingeladen, genauer hinzuschauen: Angst ist nichts, das uns von außen überfällt. Sie entsteht in uns. Sie ist eine Reaktion unseres Systems, das in Alarmbereitschaft geht.
Und das bedeutet auch: Wir haben Einfluss.
Wenn es etwas wäre, das von außen über uns hereinbricht, könnten wir nichts tun. Aber weil Angst in uns entsteht, können wir lernen, sie zu verstehen, zu beobachten und mit ihr umzugehen.
Wie Angst entsteht
Der Kreislauf der Angst verläuft oft in Sekunden:
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Ein Auslöser: zum Beispiel in der Schlange stehen.
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Ein Gedanke: „Oh Gott, ich komme hier nicht raus“ oder „Alle beobachten mich.“
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Körperliche Reaktionen: Herzrasen, Schwindel, das Gefühl, die Kontrolle zu verlieren.
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Bewertung: „Ich kippe gleich um“, „Alle finden mich schrecklich.“
Und schon wird die Angst immer stärker – bis sie sich wie eine Welle über die Betroffenen legt.
Angst als Energie begreifen
Mit meiner Arbeit möchte ich Menschen zeigen, ihre Angst nicht als Feind zu betrachten, sondern als Energie in sich. Manchmal hilft es, dieser Angst eine Form zu geben – sie sich vorzustellen wie ein kleines Wesen oder ein Monster, das tobt.
Das klingt ungewöhnlich, aber genau darin liegt die Möglichkeit, in einen Dialog zu treten:
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Wie fühlt sich die Angst an?
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Wo im Körper spürst du sie?
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Wenn sie sprechen könnte – was würde sie sagen, was braucht sie?
So kann ein Perspektivwechsel entstehen: Von „Die Angst überfällt mich“ hin zu „Ich beobachte meine Angst und kann Einfluss nehmen.“
Vom Ohnmachtsgefühl zum Gestalten
Das Ziel ist nicht, Angst sofort verschwinden zu lassen, sondern sie anzuschauen, zu verstehen und dadurch die Kontrolle zurückzugewinnen. Mit jeder Beobachtung wächst das Gefühl, dass die Angst dich nicht zerstören wird – auch wenn sie sich manchmal überwältigend anfühlt.
Im Gegenteil: Du kannst lernen, deine Gefühle zu beobachten, zu benennen und Schritt für Schritt zu beeinflussen. Und genau darin liegt Freiheit.
Mut zur Veränderung
Vielleicht erkennst du dich in der Geschichte meiner Patientin wieder. Vielleicht kennst du dieses Gefühl, ausgeliefert zu sein. Dann möchte ich dir Mut machen: Angst ist nichts, das dich von außen überfällt. Sie ist eine Energie in dir – und damit auch etwas, das du verstehen, begleiten und verändern kannst.
Wenn du Lust hast, tiefer einzusteigen, findest du auf meiner Website weitere Informationen zu meiner Arbeit. Vielleicht ist es für dich an der Zeit, deiner Angst auf eine neue Weise zu begegnen – nicht mehr als Opfer, sondern als Gestalterin oder Gestalter deiner Gefühle.