Emetophobie – Die Angst vor dem Erbrechen- Eine Angsterkrankung

Immer häufiger suchen mich Patienten und Patientinnen auf, weil sie eine spezielle Angst quält. Es ist die Angst vor dem Erbrechen, oftmals gepaart mit einer Übelkeit und Panikattacken.

 

Was ist Emetophobie?

Es ist normal, Ekel oder ein ablehnendes Gefühl zu haben bei eigenem Erbrechen oder dem von anderen. Bei einer Emetophobie ist dieses Gefühl jedoch stark übersteigert. Die Vorstellung, sich selbst übergeben zu müssen oder bei anderen damit konfrontiert zu sein, kann irrationale und übertriebene Angst bis hin zur Panik auslösen. Die Symptome sind dabei häufig wie bei einer Panikattacke. Herzrasen, Übelkeit, erhöhter Puls, Schwindel, Zittern, Kloßgefühl oder Schweißausbrüche können dazu gehören. Die Betroffenen sind sich darüber im Klaren, dass ihre Ängste übertrieben sind. Sie vermeiden oft Situationen und Orte an welchen sie mit diesen Gefühlen konfrontiert sein könnten. Essen gehen, Partys oder Reisen mit dem Flugzeug und der Bahn werden oft zum Problem. Es sind Orte an denen die Möglichkeit größer ist, mit dem eigenen Erbrechen oder dem der anderen konfrontiert zu sein. Auch bei Patienten in meiner Praxis wird auf das Reisen oftmals verzichtet, da bei vielen Transportmitteln die Möglichkeit fehlt, zu jeder Zeit aussteigen zu können. Die räumliche Beklemmung verursacht dann weitere Ängste. Auch ein Kinderwunsch kann zum Problem werden, da die Schwangerschaft oft mit Übelkeit verbunden ist.

 

Wie entsteht Emetophobie ?

Die Forschung beschäftigt sich erst seit wenigen Jahren mit dieser Erkrankung. Es wird davon ausgegangen, dass ein Trauma zu Grunde liegt, welches mit Erbrechen im Zusammenhang stand. So kann z.B. eine Darmgrippe oder Lebensmittelvergiftung im Kindesalter die Ursache sein. Auch die Diagnose ist oftmals nicht so einfach, da weitere Erkrankungen vermutet werden können. Das Deutsche Ärzteblatt schreibt beispielsweise, dass eine Zwangsstörung oder Anorexia nervosa oftmals diagnostiziert wird, da diese Erkrankungen besser bekannt und erforscht sind ( Ausgabe April 2022 ).
Angst kann meiner Erfahrung nach vermehrt zu Bauchschmerzen und sogar Durchfall führen. Der Verdauungstrakt reagiert bei vielen Menschen stark auf Emotionen. Wenn Patienten und Patientinnen ihre Aufmerksamkeit vermehrt auf diese Körperreaktionen richten, kann dies zur Intensivierung der Beschwerden führen. Ein Gefühl der Übelkeit ist dann in einigen Fällen die Folge. So entsteht ein Kreislauf der Angst. Auch eine flache Atmung, welche das Zwerchfell einengt, kann zu diesen Symptomen führen.

 

Wie kann man die Emetophobie behandeln?

Wie bei allen Angsterkrankungen, erfolgt die Behandlung meist auf verschiedenen Ebenen. In meiner Praxis lege ich Wert auf die Bewusstwerdung von Emotionen und Gedanken, die vielfach im Hintergrund der Symptomatik ablaufen. Welche Gedanken begleiten mich bei meinen Beschwerden? Gibt es bestimmte Auslöser und Emotionen? Einen sogenannten Angstkreislauf bewusst zu machen, kann schon hilfreich sein. Sobald mehr Bewusstheit in die Situation gebracht wird, entsteht auch mehr Abstand zu ihr und ich kann meine Beschwerden beobachten anstatt in ihnen zu versinken. Achtsamkeit ist also ein Schüssel mit dem man aus dem Gefängnis der einschränkenden Gedanken ausbrechen kann. Auch die Akzeptanz von den Umständen, wie sie jetzt gerade sind spielt eine Rolle. Denn Ablehnung von sich selbst und der Erkrankung führt meiner Erfahrung nach zu mehr Druck und verstärkt das Krankheitsbild mitunter. In der Behandlung spielt die ganz persönliche Situation des oder der Betroffenen eine Rolle, so dass Lebensumstände und Hintergründe individuell betrachtet werden. Was steckt hinter dem Symptom? Das ist auch bei vielen anderen Erkrankungen und Beschwerden die Frage. Welche Gefühle und Bedürfnisse wollen sich ausdrücken? Schlucke ich vielleicht etwas herunter, was ich gar nicht aufnehmen will? Solche und ähnliche Fragestellungen beschäftigen meine Patienten und Patientinnen.

Wenn auch sie sich auf den Weg machen wollen, buchen Sie gerne einen Termin für ein kostenloses, telefonisches Beratungsgespräch bei mir. Ich freue mich auf Sie!

 

Herzlichst Ihre
Andrea Götte